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Monat: Dezember 2012

Dialogkonferenz thematisiert auch Situation im Fußball

Am Freitag, dem 14. Dezember 2012, fand im Hygienemuseum Dresden die Dialogkonferenz «Neonazismus in Sachsen» statt. Die Veranstalter, das Netzwerk für Demokratie und Courage und der DGB Sachsen, wollten mit der Konferenz Austausch, Diskussion und Vernetzung rund um das Thema Neonazismus in Sachsen ermöglichen. Etwa 140 Menschen nahmen an der Konferenz Teil, auch mehrere Mitglieder unserer Initiative waren vor Ort.

Die vielfältigen Probleme mit Neonazis in Sachsen wurden zu Beginn der Konferenz in Spotlight-artigen Einblicken thematisiert. Neben Themen wie «Menschenverachtende Einstellungen in Schule und Betrieb», der «Extremismusklausel» oder dem Terror der «NSU» wurde auch ein Spot auf «Neonazismus im Fußball» gerichtet.
Christian Kohn, Towart von Roter Stern Leipzig (RSL), schilderte hier den gewalttätigen Angriff am 24.10.2009 beim Spiel gegen den FSV Brandis. Etwa 50 Personen aus der Neonazi-Szene griffen damals Spieler, Verantwortliche und Fans des RSL an. Medien berichteten anschließend bundesweit über den Vorfall. Beim Sächsischen Fußball-Verband war jedoch wenig Sensibilisierung gegenüber rechter Gewalt vorhanden. «Selbst schuld, wenn ihr euch links positioniert und auf’s Land fahrt», schildert Kohn seinen Eindruck von der Verhandlung beim Sportgericht des Sächsischen Fußball-Verbandes.
Mittlerweile sei beim Verband jedoch ein Lernprozess festzustellen, sagte Nadine Haase dazu. Sie ist Leiterin des Projekts «Im Sport – verein(t) für Demokratie» und organisiert «Demokratiertraining» für Sportvereine und Sportverbände. Ziel ist eine Sensibilisierung für Versuche rechtsextremistischer Einflussnahme und Unterwanderung zu erreichen. Zudem sollen Vereine und Verbände motiviert werden, uneingeschränkt und konsequent gegen jegliche rechtsextremistische Erscheinungsformen vorzugehen. Neben kostenfreier Beratung und Workshops wird auch ganz konkret Hilfe bei der Erstellung von Handlungsmöglichkeiten wie Satzungen, Verträgen oder Ordnungen angeboten. Beim Sächsischen Fußball-Verband sei dadurch einiges in Bewegung gekommen, so Haase. Anderes als beim Überfall in Brandis wird mittlerweile das Strafmaß, bei rassistischen oder antisemitischen Vorfällen, vom Sportgericht des Sächsischen Fußball-Verband voll ausgeschöpft.
Ob dies jedoch wirklich auf eine höhere Sensibilisierung gegenüber rechter Gewalt oder aufgrund des hohem medialen Interesses geschieht, konnte nicht abschließend geklärt werden. Der Zeitplan der Konferenz ließ leider keinen Raum für weiterführende Diskussionen zum Thema Fußball und Neonazismus.

Weitere Programmpunkte, wie ein Interview mit dem Journalisten und Autor Toralf Staud («Neue Nazis: Jenseits der NPD: Populisten, Autonome Nationalisten und der Terror von rechts.»), versch. Workshops und die Vorstellung gelungener Ansätze in der Praxis rundeten das dichtgedrängte Programm ab. Es wurde (erneut) deutlich, dass Neonazismus in Sachsen ein vielschichtiges Problem ist, bei dem der Fußball nur einer von vielen Brennpunkten ist.

Fußball verbindet

Gemeinsame Aktion von Flüchtlingen und 1953international zum Spiel gegen Bochum

Pressemitteilung der AG Asylsuchende in Kooperation mit der Dresdner Faninitiative 1953international

Am kommenden Samstag lädt die antirassistische Faninitiative 1953international der SG Dynamo Dresden eine Gruppe von Flüchtlingen ins Dynamo-Stadion ein, um gemeinsam das Spiel SG Dynamo Dresden gegen den VfL Bochum zu erleben. Die Flüchtlinge, unter ihnen auch Fußball- und Dynamo-begeisterte Kinder, kommen aus Schmiedeberg, Pirna und Dresden. Mit dem Stadionbesuch soll den Geflüchteten Abwechslung zum tristen Leben im Asylheim ermöglicht werden. Bei den StadionbesucherInnen will die Faninitiative für mehr kulturelle Offenheit werben. Der gemeinsame Stadionbesuch soll auch helfen, Vorurteile gegenüber Flüchtlingen abzubauen.

Zusammen mit der AG Asylsuchende aus Pirna hat 1953international für den 08. Dezember zum gemeinsamen Spielbesuch geladen. Die AG setzt sich für die Verbesserung der Lebenslage von Flüchtlingen besonders im Landkreis Sächsische Schweiz – Osterzergebirge ein. Für die Geflüchteten bedeutet der Stadionbesuch eine Abwechslung vom tristen Alltag ohne Arbeitserlaubnis, Deutschkurs oder Bewegungsfreiheit. Für die 30.000 Dynamo-Fans im Stadion ist es die Möglichkeit mehr über die Situation von Flüchtlingen in Deutschland zu erfahren. Geplant ist das Projekt im Stadion bekannt zu machen. Der Verein will diesen ersten Besuch mit einem Video dokumentieren und veröffentlichen. „Gerade jetzt, wo das Thema in der Öffentlichkeit angesichts der NSU-Morde und dem Hungerstreik von Asylsuchenden vor dem Brandenburger Tor mit neuer Brisanz diskutiert wird“, sagt Laura Piotrowski, die sich in der AG Asylsuchenden engagiert.

Nach dem Spiel gegen Bochum sollen weitere gemeinsame Heimspielbesuche folgen. Außerdem wird ein Artikel über das Projekt im Stadionheft der SG Dynamo Dresden erscheinen. Und die Asylsuchenden sollen in Zukunft nicht nur in der Kurve, sondern auch auf dem Platz eingebunden werden: „Wir suchen 11 Flüchtlingskinder, die das Team bei einem Spieleinlauf begleiten. Das würde eine größere Aufmerksamkeit auf unser Projekt lenken“, erklärt Kai von 1953international.

Finanziert wird das Projekt mit dem Erlös aus der Versteigerung von Sondertrikots. Die Trikots mit der Aufschrift „Love Dynamo – Hate Racism“ hatten die Spieler beim Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig am 20.10.2012 getragen. Die sechs versteigerten Exemplare erbrachten insgesamt einem Erlös von 4.157,08 EUR. Der Verein Dynamo Dresden steht dem ganzen Projekt sehr offen gegenüber und unterstützt es öffentlich.