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Monat: Februar 2013

Offener Brief an Geschäftsführung und Aufsichtsrat der SG Dynamo Dresden

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Empörung und Fassungslosigkeit haben die Unterzeichner,  Mitglieder der SGD, Kenntnis davon erhalten, dass der ehemalige Geschäftsführer unseres Vereins, Hr. Markus Hendel, zum Koordinator für die Feierlichkeiten unseres 60. Vereinsgeburtstages durch die Geschäftsführung berufen wurde.

Wir können in keiner Weise nachvollziehen, dass man einem ehem. Verantwortungsträger mit einer derart eindeutigen und vernichtenden Leistungsbilanz ein solch wichtiges und  öffentlichkeitswirksames Amt, zumal nicht ehrenamtlich, anvertrauen kann. Er fungiert damit als das Aushängeschild des Vereins gegenüber der Öffentlichkeit, unseren Partnern, der Mitgliedschaft und den Dynamofans.

Die Ergebnisse des Wirkens von Hr. Hendel sind Ihnen aus den detaillierten und über jeden Zweifel erhabenen Berichten der vereinsinternen Aufarbeitungskommission ausreichend bekannt. Beispielhaft hierfür stehen die Beinahe-Insolvenzen der Jahre 2006 – 2008 sowie die Mitverantwortung im Hinblick auf die unsäglichen sogenannten «Stadionverträge». Ebenso trägt an den Ereignissen rund um das Regionalligaspiel gegen den Wuppertaler SV am 10.11.2007, bei welchen es zu vollkommen unnötigen, aber erheblichen Auseinandersetzungen im Stadion kam, eine große Mitverantwortung, insbesondere da Hr. Hendel an diesem Tag als Spieltagsleiter der SGD fungiert hat. Entgegen dem Willen vieler Mitglieder übernimmt er die Leitung der Spieltage bis zum heutigen Tag.

Hr. Hendel steht als Geschäftsführer exemplarisch für eine Etappe der Vereinsgeschichte, welche man gerade im 60. Jahr unseres Vereins aus vereinspolitischer und wirtschaftlicher Sicht am liebsten vergessen möchte. Schon deshalb ist es überhaupt nicht nachvollziehbar, ausgerechnet ihn als Gesicht des Vereins zu diesem Jubiläum zu verpflichten. Trotz seiner Kündigung im Jahr 2009 ist Hr. Hendel dauerhaft in verschiedenen Positionen im und um den Verein herum tätig. Einer Bewegung in Richtung des von allen Mitgliedern und Gremien gewünschten Vereinsfriedens kann diese Personalie keinesfalls dienen. Es dürfte den Mitgliedern unserer SG Dynamo Dresden nicht mehr vermittelbar sein, dass die jetzige Vereinsführung für Hr. Hendel nach dessen Ausscheiden als freier Mitarbeiter beim Vermarkter Sport Five offenbar erneut eine kontinuierliche Bindung an den Verein, zusätzlich zur Tätigkeit als Spieltagsleiter, erreichen will.

Während der Verein juristisch gegen die früheren Geschäftsführer vorgeht, wird Hr. Hendel trotz nachweislicher, erheblicher Mitverantwortung geschont und durch immer neue Offerten belohnt. Dies ist unverständlich, ja fast schon schizophren, denn die Existenz unseres Vereins wurde in den letzten 20 Jahren nur noch durch den damaligen Präsidenten Otto in ähnlicher Weise gefährdet!

Um nicht missverstanden zu werden möchten wir zum Abschluss anmerken, dass niemand Hr. Hendel persönlich etwas Schlechtes wünscht. Aber es ist nach unserer Meinung eine Frage des Anstandes, die nichtehrenamtliche Zusammenarbeit als Verein nur mit solchen Personen zu pflegen, welche als Geschäftsführer und/oder Aufsichtsrat an der bis heute nachwirkenden Misswirtschaft des Vereins in der jüngeren Vergangenheit nicht beteiligt waren. Auf dieser Basis kann die Zukunft des Vereines nicht gestaltet werden!

Wir bitten Sie, werte Damen und Herren, sehr herzlich und dringend, diese Personalie zu überdenken und schnellstmöglich zu korrigieren! Diese Forderung betrifft selbstverständlich auch die Tätigkeit als Spieltagsleiter!

Die Unterzeichner werden Ihre Mitarbeit und Unterstützung betreffend den o. g. Feierlichkeiten zudem so lange ruhen lassen, bis diese Angelegenheit in ihrem Sinne gelöst ist.

Dresden, den 23.02.2013

Unterzeichner:
Fangemeinschaft Dynamo e.V., Ultras Dynamo, Pro RHS, Initiative Pro-FanKultur, Zukunft Dynamo e.V. und 1953international

Dritte Einladung an Asylsuchende und endlich ein Sieg!

Auch zum richtungsweisenden Spiel gegen den SV Sandhausen luden wir wieder asylsuchende Menschen, die in der Region leben, zum Stadionbesuch ein. Bereits beim Spiel gegen den VfL Bochum und beim 0:0 gegen den MSV Duisburg begrüßten wir Menschen aus allen Teilen der Welt im Dynamostadion, getreu dem Motto «Freikarte statt Rote Karte».

Gemeinsam mit der AG Asylsuchende gelang es uns, zwölf Personen unsere Leidenschaft zur SG Dynamo näher zu bringen. Unsere Begleiter kamen aus Nordindien − genauer der Region Panjab, dem Grenzgebiet zu Pakistan −, und dem Libanon. Einige von ihnen besuchten bereits im Rahmen unserer Aktivitäten Spiele der SGD, sodass sich eine zunehmende Textsicherheit beim Unterstützen der Mannschaft feststellen ließ. Lobenswert!

Für uns selbst waren diesmal auch insbesondere die Fluchtgeschichten, -umstände und -gründe augenöffnend. Es ist teilweise schon unvorstellbar, welche biografisch-politischen Schicksale Menschen zu einer Flucht aus ihrer alten Heimat zwingen. Ganz zu schweigen von den abenteuerlichen Wegen, auf denen diese dann vollführt werden muss.

Aus unserer Sicht handelte es sich um eine rundum gelungene Aktion. Der berühmte Funke sprang schnell auf alle unsere Begleiter über, das Endresultat wurde frenetisch gefeiert und die anfänglichen Berührungsängste zwischen alteingesessenen Anhängern im Block und unseren Gästen verschwanden spürbar.

Auswärtsfahrer-Alltag

Die Polizei in Dresden und Kaiserslautern bereitet sich auf das morgige Spiel vor. Die Vorbereitungen nehmen dabei − wie bei jedem «größeren» Auswärtsspiel − etwas befremdliche Züge an. Der Alltag der Auswärtsfahrer, kurz und knackig, am Beispiel des Spiels gegen den 1. FC Kaiserslautern:

Die Polizei behält es sich vor, Busse direkt ans Stadion zu leiten und dort zu parken. … Sollten sich Stadionverbotler in Bussen befinden, die in diesem Bereich geparkt werden, so dürfen diese die Busse nicht verlassen.

  • Die Polizeidirektion Dresden hat angekündigt, bereits in Dresden umfangreiche Vorkontrollen durchzuführen. Ziel soll es sein, Pyrotechnik zu finden. Zudem wird überprüft, ob sich die 16 Personen aus Dresden auf den Weg machen, gegen die ein durch die Polizei Kaiserslautern ausgesprochenes Aufenthaltsverbot vorliegt. In dem Fall und im Falle von bundesweit wirksamen Stadionverboten werden sogenannte «Gefährderansprachen» durchgeführt. Ob jemand der Polizei schon einmal gesteckt hat, dass ein Stadionverbot keineswegs bedeuten muss, dass betroffene Personen jemals eine Straftat begangen haben müssen? Da reicht schon der Verdacht.
  • Die Polizei in Kaiserslautern versucht über direkte Kommunikation einen reibungslosen Ablauf des Spiels zu gewährleisten. Die Kommunikationswege werden allerdings auch dazu genutzt, anzukündigen, welche massiven Eingriffe Dresdner Fans erwarten werden. Fragt sich, wieso dann in Dresden Gefährderansprachen gehalten werden, wenn die Menschen nach der Umleitung dann sowieso in den Bussen ausharren müssen.:

 

 

 

 

 

  • Übrigens macht nicht nur die Polizei seltsame Sachen. Auch der DFB hat den FCK-Fans das Abbrennen von Wunderkerzen (!) untersagt.

Scheissegal, auf Dynamo!

Erneuter Stadionbesuch mit Asylsuchenden aus Afghanistan und Tunesien

Die erste Einladung von Flüchtlingen ins heimische Dynamo-Rund fand im vergangenen Dezember gegen Bochum statt. Ein Bericht bei Dynamo-TV sowie ein Artikel in der Sächsischen Zeitung folgten darauf. Sicher trug auch diese Resonanz ihren Teil dazu bei, dass die Aktion auf offene Ohren und großes Interesse von Seiten anderer fußballbegeisterter Asylsuchender traf. Und so konnten wir auch gegen den zweiten Ruhrpottvertreter der Liga aus Duisburg wieder mehrere Leute aus Dresden und Pirna zu ihrem ersten Dynamo-Erlebnis begrüßen. Die Aktion, die wir gemeinsam mit der AG Asylsuchende umsetzen, etabliert sich also allmählich.

Zwar standen dieses mal auch aufgrund der abendlichen Anstoßzeit weniger die Kinder im Mittelpunkt, dafür konnte man aber beispielsweise bei der ein oder anderen Plauderei über den Alltag von Freizeitkickern in Afghanistan und Tunesien die Ohren spitzen oder die Diskrepanz zwischen der medialen und persönlichen Wahrnehmung der Dynamo-Fanatiker durch Stadionnovizen thematisieren. Trotz hinter uns liegendem Übungsleiterwechsel und verlängertem Trainingslager an der türkischen Riviera ließ die mannschaftliche Leistung mal wieder nicht gerade extatische Glückseuphorie aufkommen. Die Klassenerhaltschoreo von UD sowie die durchaus als ausgelassen bezeichenbare Stimmung im K-Block konnte aber wenigstens auf Tribünenseite für heitere Gefühlslagen sorgen.

Als Fazit bleibt, dass der zweite Besuch asylsuchender Menschen im Dynamo-Stadion im Rahmen unseres Projektes allen Beteiligten jede Menge Spaß bereitet hat und weiter laufen wird − das nächste mal hoffentlich mal wieder mit einem Heimsieg!

Fußballreportage: «Rebellen am Ball»

Die Fußballreportage «Rebellen am Ball» von und mit Stürmerlegende Éric Cantona kam ja bereits im vergangenen Jahr heraus, erstmals wurde sie im Juli auf ARTE gezeigt.

Es handelt sich um eine äußerst empfehlenswerte Reportage über fußballerisches Engagement abseits von Millionenlotterie, Medienhysterie und Verbandsinteressen.

Die Dokumentation behandelt passenderweise u.a. eine Geschichte des FK Sarajevo, in der erzählt wird, wie der ehemalige jugoslawische Nationalspieler Predrag Pašić während der Belagerung Sarajevos im Bürgerkrieg von 1992 bis 1996 eine multiethnische Fußballschule für Kinder eröffnete.

Basteleien und Diskussionen mit Schulen aus Freiberg und Dresden

Auch wenn der zurückliegende Januar weitgehend dynamofrei verlief, hieß das für uns nicht, sich untätig zurück zu lehnen. Gemeinsam mit dem Fanprojekt durften wir im Rahmen des Denk-Anstoß-Projektes «Der Ball ist bunt» wieder zwei Klassen aus Freiberg und Dresden zum gemeinsamen Aufklären und Diskutieren über Rassismus und andere Diskriminierungsformen begrüßen.

Da der sterile VIP-Bereich des Dynamo-Stadions für den gestalterischen Part denkbar ungeeignet ist (und sich die Projektgesellschaft diesbezüglich als sehr pingelig erwiesen hat), sind wir mittlerweile für das Anfertigen von selbstbemalten Nickis, Schals, Fahnen und Aufklebern ins Fanhaus umgezogen. Weiterhin haben wir seit längerem auch einen Teil der Fußballreportage «Rebellen am Ball» von und mit Stürmerlegende Éric Cantona in das Programm integriert. Dabei handelt es sich passenderweise um eine Geschichte des FK Sarajevo, bei welcher der ehemalige jugoslawische Nationalspieler Predrag Pašić während der Belagerung Sarajevos im Bürgerkrieg von 1992 bis 1996 eine multiethnische Fußballschule für Kinder eröffnete. Eine äußerst empfehlenswerte Reportage über fußballerisches Engagement abseits von Millionenlotterie, Medienhysterie und Verbandsinteressen. Weitere Protagonisten sind u.a. Didier Drogba (Elfenbeinküste), Rachid Mekhloufi (Frankreich), Carlos Caszely (Chile) sowie Sócrates und der gesamte Verein Corinthians São Paulo.

Macht euch also am besten euer eigenes Bild und falls 1,5 Stunden Kultur zuviel sein sollten, springt einfach zu Minuten 56:10 um direkt bei Predrag Pašić und dem FK Sarajevo zu landen.